Verschiedene große Tech-Unternehmen, darunter Amazon, Google und Meta, setzen sich für mehr Kernenergie ein – trotz gravierender Probleme.
Im Rahmen der CERAWeek 2025 in Houston hat sich eine globale Koalition großer Energieverbraucher zum Ziel bekannt, die globalen Kapazitäten der Kernenergie bis zum Jahr 2050 mindestens zu verdreifachen. Diese Initiative mündete in den sogenannten „Large Energy Users Pledge“. Zu dessen Gründungsmitgliedern gehören namhafte Technologieunternehmen wie Google, Amazon und Meta. Sama Bilbao y León, die Generaldirektorin der World Nuclear Association, begrüßte dieses Engagement und betonte, dass dies erst der Anfang sei und sich hoffentlich weitere große Energieverbraucher sich dieser Initiative anschließen werden.
Was besagt der “Large Energy Users Pledge”?
Der „Large Energy Users Pledge“ beinhaltet zehn zentrale Punkte, in denen die unterzeichnenden Unternehmen ihre Unterstützung für den Ausbau der Kernenergie bekräftigen:
- Anerkennung, dass trotz fortlaufender Bemühungen zur Energieeffizienz und -optimierung der Energiebedarf, um wachsende Volkswirtschaften zu unterstützen, in vielen Branchen in den kommenden Jahren voraussichtlich signifikant steigen wird.
- Übereinstimmung, dass die Kapazitäten der Kernenergie ausgehend von den aktuellen Werten bis 2050 mindestens verdreifacht werden sollten, um globale Ziele für eine verbesserte Energieresilienz und -sicherheit sowie eine kontinuierliche und stabile saubere Energieversorgung zu erreichen
- Anerkennung, dass große Energieverbraucher oft von der Verfügbarkeit ausreichender Energie abhängig sind und dass Kernenergie rund um die Uhr Energie unabhängig von Wetter, Jahreszeit oder geografischem Standort liefern kann
- Übereinstimmung, dass sichere, saubere und stabile Energietechnologien, einschließlich der Kernenergie, eine wichtige Rolle bei der Schaffung eines diversifizierten und zuverlässigen Stromnetzes spielen
- Übereinstimmung, dass eine resiliente Strategie zur Förderung des Wirtschaftswachstums eine Erhöhung des Anteils der durch Kernenergie bereitgestellten Elektrizität umfassen und eine durch eine diversifizierte und zuverlässige Netzinfrastruktur gelieferte Energieversorgung sicherstellen sollte
- Übereinstimmung, dass Kernenergie eine bedeutende Rolle bei der Energieerzeugung für eine breite Palette wirtschaftlicher Aktivitäten spielen kann, einschließlich des Technologiesektors, der zunehmenden Elektrifizierung, der Bereitstellung von Hochtemperatur-Prozesswärme, der Wasserstoffproduktion, der Fernwärme und der Produktion synthetischer Brennstoffe
- Anerkennung, dass Regierungen durch die Sicherstellung eines gleichberechtigten Zugangs zu Finanzierung für Kernenergie und andere Energiequellen den weltweiten Einsatz von Kapazität für Kernenergie in großem Maßstab ermöglichen können
- Unterstützung der Erklärung der Regierungen zur Verdreifachung der nuklearen Kapazität bis 2050 und damit Demonstration ihres Engagements für die Zusammenarbeit zur Erreichung dieses Ziels
- Dank an jene Regierungen für ihr Engagement, Investitionen in die Kernenergie zu mobilisieren und die Entwicklung und den Bau von Kernreaktoren, einschließlich Small Modular Reactors (SMRs) und fortschrittlicher Reaktoren, zu unterstützen
- Aufforderung an andere große Energieverbraucher, sich diesem Versprechen anzuschließen
Aktuell liefert die Kernenergie etwa neun Prozent des weltweiten Stroms aus rund 440 Reaktoren mit einer Gesamtkapazität von 398,5 Gigawatt. Im Jahr 2023 produzierten diese Reaktoren rund 2.602 TWh Strom. Weltweit befinden sich derzeit weitere 70 Gigawatt an nuklearer Kapazität in 65 Anlagen im Bau, und mehr als 400 Gigawatt in über 400 Anlagen befinden sich in der Planungs- oder Vorschlagsphase. Dies würde die Welt zu einer nuklearen Kapazität von mehr als 1 Million Megawatt oder 1000 Gigawatt führen.
Zum Vergleich: Die weltweiten Kapazitäten der erneuerbaren Energien (Photovoltaik, Wasser, Wind und weitere) beliefen sich Ende 2023 auf 3.870 Gigawatt, also fast das Zehnfache der Kernenergie.
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SMRs sollen es richten
Ein besonderer Fokus der Tech-Unternehmen beim Ausbau der Kernenergie liegt auf Small Modular Reactors (SMRs), die für Rechenzentren aufgrund ihres theoretischen Potenzials, schnell große Mengen an zuverlässiger Grundlastenergie bereitzustellen, stark an Bedeutung gewonnen haben. Google hat kürzlich einen Vertrag über den Kauf von Kernenergie aus mehreren SMRs des Unternehmens Kairos Power abgeschlossen. Kairos plant die Inbetriebnahme des ersten SMR bis 2030, gefolgt von weiteren Installationen bis 2035. Der Vertrag in den USA umfasst insgesamt bis zu 500 MW aus sechs bis sieben Reaktoren. Lucia Tian, Leiterin für saubere Energie und Dekarbonisierungstechnologien bei Google, betonte, dass Kernenergie entscheidend für den Aufbau einer zuverlässigen, sicheren und nachhaltigen Energiezukunft sein werde und dass Google weiterhin mit Partnern zusammenarbeiten werde, um die Kommerzialisierung fortschrittlicher Kerntechnologien zu beschleunigen.
Amazon hat in das SMR-Unternehmen X-energy investiert und Verträge zur Beschaffung von Atomstrom über SMRs unterzeichnet. Zudem hat das Unternehmen ein von einem Kernkraftwerk in Pennsylvania versorgtes Rechenzentrum erworben. Brandon Oyer von Amazon Web Services hob hervor, dass die Beschleunigung der Entwicklung der Kernenergie entscheidend für die Stärkung der nationalen Sicherheit, die Deckung des zukünftigen Energiebedarfs und die Bekämpfung des Klimawandels sein werde. Amazon hat im letzten Jahr über eine Milliarde Dollar in Kernenergieprojekte und -technologien investiert.
Meta hat seinerseits eine Ausschreibung gestartet, um potenzielle Anbieter von Kernenergie zur Unterstützung von 1,4 Gigawatt neuer nuklearer Erzeugungskapazität in den USA zu identifizieren. Urvi Parekh, Leiter für globale Energie bei Meta, erklärte, dass Kernenergie mit ihrer Fähigkeit zur kontinuierlichen Stromversorgung dazu beitragen könne, den steigenden Energiebedarf im Zuge des globalen Wirtschaftswachstums zu decken. Neben diesen Gründungsmitgliedern haben weitere Unternehmen wie Edged, Oracle, Sabey, Prometheus Hyperscale, Equinix und Switch Vereinbarungen zur Abnahme von SMRs mit verschiedenen Anbietern getroffen. Microsoft hat einen Vertrag unterzeichnet, um den Weiterbetrieb des Kernkraftwerks Three Mile Island zu sichern.
Warum die Tech-Unternehmen auf Kernenergie setzen
Die Unterstützung der Kernenergie durch große Technologieunternehmen ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Zum einen wird in vielen Wirtschaftsbereichen, insbesondere im Technologiesektor mit seinem wachsenden Bedarf für Rechenzentren und künstliche Intelligenz, ein signifikanter Anstieg des Energiebedarfs erwartet. Zum anderen bietet die Kernenergie eine zuverlässige und wetterunabhängige Energiequelle, die rund um die Uhr verfügbar ist und somit eine stabile Stromversorgung gewährleistet. Darüber hinaus wird Kernenergie zumindest von manchen als saubere Energiequelle angesehen, die einen Beitrag zur Reduzierung von Emissionen und zur Erreichung von Klimazielen leisten kann.
Die Unternehmen erkennen auch das Potenzial der Kernenergie über die reine Stromerzeugung hinaus, beispielsweise für industrielle Prozesswärme, Wasserstoffproduktion und die Versorgung anderer Wirtschaftsbereiche.
Ist Kernenergie wirklich die Lösung für die Stromversorgung von Rechenzentren?
Nicht berücksichtigt werden dabei die teilweise gravierenden Nachteile der Kernenergie. Hier ist zunächst das noch immer ungelöste Problem der Endlagerung von Atommüll zu nennen, das große Sicherheitsrisiken birgt.
Hinzu kommen die enormen Kosten, die bei der Planung und der Realisierung von neuen Reaktoren entstehen – nicht zu vergessen die Kosten für den Rückbau nicht mehr genutzter Anlagen.
Insgesamt ist Strom aus Kernenergie deutlich teurer als Strom aus erneuerbaren Energien. Das zeigt ein Vergleich der Stromgestehungskosten pro Megawattstunde. Hier ist Kernkraft fast viermal so teuer wie Strom aus Photovoltaik oder Seewind.
Während von den Befürwortern der Kernenergie immer wieder behauptet wird, diese verursache keine Emissionen und sei klimaneutral, sieht die Realität indes anders aus: Schon der Bau der Anlagen erzeugt große Mengen an CO2. Nicht zu vergessen sind die Emissionen, die für den Abbau und den Transport des Brennmaterials entstehen – und natürlich für die Entsorgung.
Die von den Tech-Unternehmen gelobten SMRs sind derzeit vor allem eines: eine Idee. Weltweit existieren gerade einmal eine oder zwei solcher Anlagen. Deren Entwicklung bis zur Serienreife dürfte sich noch lange hinziehen und könnte deutlich länger dauern, als es den Tech-Konzernen recht ist. So droht die Gefahr, dass die Unternehmen als Alternative auf fossile Energieträger zurückgreifen, um ihren wachsenden Bedarf zu decken.
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