Was bedeutet Green-IT?
Green-IT bezeichnet den umweltverträglichen Einsatz von IT-Infrastrukturen und IKT-Systemen, einschließlich Hardware- und Softwarelösungen, wobei der gesamte Lebenszyklus von der Produktion über den Betrieb bis hin zur Entsorgung und Wiederverwertung der Geräte miteinbezogen wird.
Im Konkreten beschäftigt sich Green IT mit folgenden Themen:
- Energieeffizienz: Minimieren des Energieverbrauchs von Computern, Servern, Speicher-, Kühlsystemen und anderen Komponenten. Dies umfasst auch das Energiesparmanagement in Betriebssystemen und Anwendungen.
- Ressourcenoptimierung: Minimieren des Verbrauchs von Materialressourcen. Sei es durch die Erhöhung der Lebensdauer von Hardware, die Verbesserung der Auslastung von Servern durch Virtualisierung oder die Reduzierung von Abfall durch Recycling und bessere Entsorgungsmethoden.
- CO2-Reduzierung: IT-Systeme tragen durch ihren Energieverbrauch und durch Herstellungs- und Entsorgungsprozesse zur globalen CO2-Belastung bei. Green-IT-Initiativen zielen darauf ab, diesen Beitrag zu reduzieren, z.B. durch den Einsatz erneuerbarer Energien in Rechenzentren.
- Nachhaltige Beschaffung: Die Auswahl von Lieferanten und Produkten, die auf Nachhaltigkeitsprinzipien basieren, ist ein weiterer Aspekt der Green IT. Dies kann auch den Kauf von energiesparenden Geräten, Produkten mit langer Lebensdauer oder Refubished Geräten umfassen.
Warum Green IT?
Green IT ist eine Bewegung, die darauf abzielt, eine Reihe von negativen Auswirkungen zu mindern, die durch die rapide Digitalisierung und das starke Wachstum der IT-Industrie verursacht werden. Hier sind einige Gründe, warum Green IT immer mehr an Bedeutung gewinnt:
- Reduzierung von Umweltauswirkungen: Die IT-Industrie verursacht erhebliche Mengen an Treibhausgasemissionen, hauptsächlich durch den Energieverbrauch von Datenzentren und die Herstellung von Hardware. Durch den Einsatz von Green IT können diese Emissionen reduziert werden.
- Kosteneinsparungen: Durch die Reduzierung des Energieverbrauchs und die Verlängerung der Lebensdauer der IT-Infrastruktur können Unternehmen erhebliche Kosten einsparen.
- Compliance und Regulierung: Viele Länder und Branchen haben Vorschriften und Richtlinien zur Reduzierung von CO2-Emissionen und Abfällen eingeführt. Die Einhaltung dieser Vorschriften kann durch den Einsatz von Green IT-Lösungen erleichtert werden.
- Soziale Verantwortung und Reputation: Immer mehr Unternehmen erkennen, dass sie eine soziale Verantwortung haben umweltfreundlicher zu agieren. Durch die Umsetzung von Green IT-Praktiken können Unternehmen ihre Umweltauswirkungen reduzieren, ihr Ansehen verbessern und ihre Marktposition stärken.
- Innovation und Wettbewerbsvorteil: Der Einsatz von Green IT kann auch neue Geschäftschancen eröffnen und einen Wettbewerbsvorteil bieten, da Unternehmen effizientere und nachhaltigere Technologien und Prozesse entwickeln.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Green IT-Lösungen nicht nur zum Umweltschutz beitragen, sondern auch Vorteile in Bezug auf Kosteneffizienz, Compliance, Reputation und Innovation bietet. Es ist daher ein strategischer Ansatz, der sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Vorteile bietet.
Green-IT am Arbeitsplatz
Kaum ein Arbeitsplatz kommt heute ohne IT aus: Laptop, Monitor, Smartphone und Tablet sind nicht nur nützliche Werkzeuge, sondern verbrauchen auch viel Energie. Daher ist es wichtig, einige Grundprinzipien zu beachten:
Auf Nachhaltigkeit und längere Lebenszyklen achten: Die Produktion von Hardware verbraucht viele Ressourcen. Wenn Geräte wie Laptops über einen längeren Zeitraum genutzt werden, kann dies einen großen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Schon ein Jahr zusätzliche Nutzungsdauer hat große Auswirkungen. So könnten die Laptops der Mitarbeiter zum Beispiel anstatt nach drei erst nach vier, fünf oder sogar sechs Jahren ausgetauscht werden. Um dennoch genügend Leistungsreserven zu haben, sollten dazu entsprechend stärkere Geräte angeschafft werden. In der Summe sind die Kosten für das Unternehmen bei einem solchen Ansatz dennoch meist niedriger als bei weniger teurer Hardware, die öfter ausgewechselt wird.
Standby-Modus nutzen und Geräte herunterfahren: Wenn Laptops und Bildschirme für kürzere Zeit nicht genutzt werden – zum Beispiel in der Mittagspause – sollten sie automatisch in den Standby-Mode wechseln. Dazu sollte die zentrale Office IT die Energiespareinstellungen im Betriebssystem der PCs entsprechend konfigurieren. Die Mitarbeiter sollten außerdem angehalten werden, die Geräte nach Feierabend komplett herunterzufahren bzw. auszuschalten.
Arbeitsprozesse und Green IT
Der Ressourcenverbrauch der IT wird auch von den im Unternehmen eingesetzten Arbeitsprozessen bestimmt. Hier einige Beispiele:
Papierloses Büro: Unternehmen, die konsequent auf Papier-Ausdrucke verzichten und alle Prozesse digital abbilden, können damit wertvolle Ressourcen sparen und die Umwelt schonen. Durch weniger Drucker und die Einsparung von Toner lassen sich zusätzliche Kosteneinsparungen realisieren.
Nur die wirklich notwendigen Meetings durchführen: Auch virtuelle Meetings in Form von Videokonferenzen verbrauchen Ressourcen und außerdem wertvolle Zeit. Nicht nur im Sinne einer möglichst hohen Produktivität, sondern auch zur Steigerung der Effizienz beim IT-Einsatz sollte auf unnötige Besprechungen verzichtet werden. Anstelle von Jour Fixes können zum Beispiel Termine nur bei Bedarf angesetzt werden.
E-Mail-Verkehr: Jede verschickte und empfangene E-Mail benötigt Energie, ganz zu schweigen von deren Speicherung. Die Anzahl der E-Mails sowie der Empfängerkreis sollten daher nach Effizienzgesichtspunkten gewählt werden. Unwichtige E-Mails sind zu löschen, um wertvollen Speicherplatz freizugeben. Ein Hebel dazu kann die Begrenzung des E-Mail-Speicherplatzes pro Mitarbeiter sein.
Green-IT: Welche Möglichkeiten bieten Rechenzentren?
Rechenzentren gehören zu den größten Verbrauchern von Energie, und Ressourcen in der IT-Branche und bieten somit eine Reihe von Möglichkeiten für den Einsatz von Green IT Methoden:
- Effiziente Kühlsysteme: Kühlsysteme in Rechenzentren verbrauchen in der Regel mehr Energie als die Server- oder Storage-Hardware, die in diesen verbaut sind. Durch den Einsatz von alternativen Kühltechnologien, wie z.B. freie Kühlung, Flüssigkeitskühlung oder Wärmerückgewinnung, kann der Energieverbrauch gesenkt werden.
- Erneuerbare Energien: Der einfachste Weg in Rechenzentren den CO2 Fußabdruck zu reduzieren, ist der Einsatz von erneuerbaren Energien. Entweder durch direkte Erzeugung (z.B. Solar- oder Windenergieanlagen) oder durch den Kauf von grünem Strom.
- Einsatz der richtigen Hardware: Der Einsatz der neuesten und effizientesten IT-Infrastruktur scheint sinnvoll, da sie weniger Strom verbrauchen. Sie sollten allerdings bedenken, dass die Herstellung dieser Server viele Ressourcen verbraucht und Emissionen erzeugt. Daher müssen sie sorgfältig abwägen, wie lange sie die Hardware in Data Centern nutzen wollen, um eine Balance zwischen Energieeinsparung und Herstellungsemissionen zu finden.
- Servervirtualisierung: Durch die Virtualisierung können mehrere virtuelle Maschinen auf einem einzigen physischen Server betrieben werden. Dies erhöht die Auslastung der Server und die Effizienz der Hardware, was wiederum den Energieverbrauch senkt.
- Recycling und Wiederverwendung: Altgeräte können recycelt oder wiederverwendet werden, um die Ressourcennutzung zu minimieren und die Abfallmengen zu reduzieren.
Durch die Implementierung dieser Maßnahmen können Rechenzentren ihren ökologischen Fußabdruck erheblich reduzieren und gleichzeitig ihre betriebliche Effizienz verbessern.
Kann ich mit Cloud Computing und Thin Clients Green-IT Anforderungen erfüllen?
Ja, Cloud Computing und Thin Clients können dazu beitragen, den lokalen Energiebedarf zu reduzieren und Green-IT-Anforderungen zu erfüllen.
- Cloud Computing: Ein Cloud Service kann dazu beitragen, den Energieverbrauch zu reduzieren, indem sie die Bereitstellung von IT-Ressourcen zentralisieren und den Bedarf an lokalen Rechenzentren verringern.
- Thin Clients: Thin Clients sind kleine, leistungsarme Computer, die über eine Netzwerkverbindung auf die Rechenleistung eines zentralen Servers zugreifen. Dadurch können Thin Clients den Energieverbrauch und die Abfallmenge im Vergleich zu herkömmlichen Desktop-Computern erheblich reduzieren.
Durch die Kombination von Cloud Computing und Thin Clients können Unternehmen ihren CO2-Fußabdruck reduzieren, die Energiekosten senken und ihre Umweltauswirkungen insgesamt verbessern.
Retten Green IT und Green Services unsere Umwelt?
Um unsere Umwelt wirklich zu schützen und den Klimawandel zu stoppen, werden wir wohl größere Anstrengungen benötigen. Dabei wird die IT-Branche in Zukunft eine deutlich größere Rolle spielen, als wir bisher angenommen haben.
Im Jahr 2020 verursachte die Informations- und Kommunikationstechnologie-Branche (IKT) in Deutschland einen Energieverbrauch von 58,4 Terawattstunden, was zu Emissionen von 24 Millionen Tonnen CO2 führte – das entspricht etwa 3,7% der Gesamtemissionen Deutschlands.
Viele Experten glauben, dass der Einsatz von Digitalisierung und neuen Technologien, wie der generativen künstlichen Intelligenz (z.B. ChatGPT), dazu führen könnte, dass der Anteil der IT-Branche an den Gesamtemissionen bis 2025 auf 8-12% steigen wird.
Eine sehr gute Illustration, wie stark KI Trainingsmodelle die Umwelt belasten finden Sie in diesem Rechner
In einigen Branchen, wie Logistik und Landwirtschaft, wurden Umweltauswirkungen schon früher anerkannt und deshalb wurden Gesetzesänderungen und Regulierungen eingeführt. Die IT-Branche, obwohl sie einer der am schnellsten wachsenden Verursacher von CO2-Emissionen ist, hat bisher weniger Aufmerksamkeit in dieser Hinsicht erhalten.
Aber mit der zunehmenden Verbreitung von Large Language Models (LLM) wie ChatGPT wird deutlich, dass die IT-Branche in den kommenden Jahren eine wesentlich größere Rolle im Klimawandel spielen wird, sowohl positiv als auch negativ. Deshalb ist die Bewegung hin zu Green IT so wichtig, um unseren Planeten zu schützen.
Welche Ziele sollen durch Green IT erreicht werden?
Aktuell ist Green IT nur eine Bewegung mit dem Ziel nachhaltiger mit dem Thema Informations Technologie umzugehen. Die individuellen Ziele eines jeden Mitglieds unterscheiden sich stark voneinander. Grob lassen sich die Ziele in fünf Kategorien untergliedern.
- Steigerung der Energieeffizienz von IT Produkten und Services
- Optimierung des Ressourcenverbrauchs in der IT Industrie
- Reduzierung von CO2 Emissionen
- Betrachtung von IT Produkten und Services während des gesamten Lebenszyklus. Von der Produktion bis zum Recycling
- Soziale und ethische Aspekte beim Erstellen von IT Produkten oder Services.
Es ist noch unklar, wie und in welchem Umfang diese Umweltziele erreicht werden. Leider nutzen einige Unternehmen diese Unsicherheit aus, um sich grüner darzustellen als sie tatsächlich sind – ein Phänomen, das als „Greenwashing“ bekannt ist. Sie behaupten, ihre Produkte seien umweltfreundlich, um einen kommerziellen Vorteil zu erlangen, ohne tatsächlich aktiv an Green IT Initiativen mitzuwirken.
Warum ist die Umsetzung von Green IT so schwierig?
Aktuell gibt es mehrere Studien aus mehreren Interessenverbänden, die alle ein ähnliches Bild ergeben, warum die Nutzung von Green-IT Methoden oder Produkten so schwierig ist. Da die meisten Studien sehr stark durch Interessenkonflikte an Glaubwürdigkeit verlieren, wollen wir diese nicht dezidiert anführen, sondern die Kernelemente für die Beantwortung dieser Frage herausarbeiten.
Wir haben die Umsetzungsschwierigkeiten wie folgt kategorisiert:
- Fehlendes Know-How: Die meisten mittelständischen Unternehmen, aber auch sehr große Konzerne, wissen nicht, wo, oder wie sie anfangen sollen.
- Unklare Regulierung: Die Vorschriften für Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit können von Land zu Land unterschiedlich sein, was die Umsetzung von Green IT kompliziert macht, insbesondere für internationale Unternehmen. Ein gutes Beispiel ist die „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD), die in der EU seit 2023 gilt, dessen Pendant in den USA aber kaum vorhanden ist.
- Schwierige technische Implementierung: Gerade bei Software getriebenen Green IT Projekten, wie dem Einsatz von Energiemanagement Software, oder das Implementieren von effizienten Programmier-Guidelines, kann die Komplexität sehr hoch sein.
- Unklarheit über die Wirtschaftlichkeit: Obwohl Green IT langfristig Kosten einspart, kann die Anfangsinvestition erheblich sein. Unternehmen müssen also ihre kurzfristigen Hardware-, Software- oder Prozess-Investitionen mit langfristigen Gewinnen oder Kosteneinsparungen rechtfertigen. Da die Green IT Bewegung allerdings noch sehr jung ist, haben viele Ergebnisse noch nicht die Öffentlichkeit erreicht. Aus diesem Grund sitzt das Vorurteil, dass Green IT nur Geld kostet, noch immer sehr tief bei vielen IT-Entscheidern.
- Kulturelle und organisatorische Hürden: Die Umstellung auf Green IT erfordert oft einen Kulturwandel innerhalb einer Organisation. Mitarbeiter und Führungskräfte müssen den Wert von Nachhaltigkeit erkennen und bereit sein, ihre Arbeitspraktiken zu ändern.
- Greenwashing: Man könnte sagen, das Greenwashing hat der Green IT so nachhaltig geschadet, wie die Doping-Skandale der Tour de France. Einige große Unternehmen haben nur mit Green IT Praktiken geworben, um ihr Image aufzubessern und mehr Produkte zu verkaufen. Ein gutes Beispiel ist die Firma HPE. Ohne Zweifel arbeiten sie als Hardware Produzent, intrinsisch motiviert, in jeder Generation an effizienterer Hardware und leisten dadurch einen Beitrag. Aber von der Presse wird HPE als Nachhaltigkeits-Weltmeister gefeiert, obwohl HPE nachweislich mit allen Mitteln dagegen arbeitet, dass ihre Produkte nicht länger laufen, als gewünscht. HPE empfiehlt und forciert durch das Zurückhalten von Firmware-Updates, ihre Server alle 3-5 Jahre auszutauschen, obwohl die Hardware in den meisten Fällen, ohne diese Praktiken, mindestens 7 bis 10 Jahre nutzbar wäre.
Woran kann sich ein Käufer bei der Anschaffung von Green IT orientieren?
Da Green IT ein sehr weitläufiger Begriff ist, versuchen wir die wichtigsten Kriterien zusammenzufassen, woran Sie Green IT erkennen würden.
- Energieeffizienz: Die Energieeffizienz eines Geräts ist ein wichtiger Indikator für seine Umweltfreundlichkeit. Achten Sie auf Energielabels oder Zertifizierungen, die anzeigen, wie viel Strom ein Gerät verbraucht.
- Langlebigkeit und Wartungsfreundlichkeit: Ein Gerät, das lange hält und einfach zu reparieren ist, kann über seine Lebensdauer hinweg weniger Ressourcen verbrauchen als ein Gerät, das schnell ersetzt werden muss.
- Recycling- und Entsorgungsprogramme: Achten Sie beim Kauf von Green IT Produkten darauf, ob es am Ende der Lebensdauer ein Programm zur Rücknahme und zum fachgerechten Recycling oder Entsorgung gibt.
- Materialien und Herstellungsprozess: Achten Sie auf Informationen über die Materialien, die bei der Herstellung des Geräts verwendet werden, und wie umweltfreundlich der Herstellungsprozess ist.
- Zertifizierungen und Standards: Es gibt eine Reihe von Umweltstandards und Zertifizierungen, die anzeigen, dass ein Produkt bestimmte Kriterien in Bezug auf Nachhaltigkeit erfüllt. Dazu gehören Zertifizierungen wie Energy Star (größtenteils USA), EPEAT und TCO Certified.
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