Irland ist aufgrund seiner niedrigen Steuern ein beliebter Standort für viele internationale Konzerne. Große Tech-Unternehmen wie Google, Microsoft oder Meta investieren hier kräftig in neue Infrastruktur. Dazu gehört auch der Ausbau von Rechenzentren. Dieser wird zusätzlich befeuert durch den Boom von KI-Lösungen. Auch der Trend zum Streamen von Videos und Musik sorgt für einen wachsenden Bedarf an Rechenleistung weltweit.
Irland ist aufgrund seines kühl-gemäßigten Klimas ein guter Standort für Rechenzentren. Hinzu kommt, dass der Standort aufgrund seiner Lage in der EU geeignet ist, bestehenden Datenschutzbestimmungen wie zum Beispiel der DSGVO zu entsprechen.
Doch die starken Erweiterungen der Rechenzentren stellen Irland vor ein großes Problem, denn der Energiebedarf im Land für Server und weitere IT-Infrastruktur wird in den kommenden Jahren stark wachsen – und ist jetzt schon sehr groß. Derzeit gibt es rund 80 große Rechenzentren in Irland, die so groß wie ein Fußballfeld sein können. 30 weitere sollen in nächster Zeit hinzukommen.
Im Energie- und Klimaplan der irischen Regierung heißt es dazu, im Jahr 2027 könne der Energiebedarf der Rechenzentren im Land 31 Prozent des Gesamtbedarfs betragen – also fast ein Drittel. Schon im Jahr 2023 belief sich der Energiebedarf der Rechenzentren auf 21 Prozent. Damit lag der Anteil höher als der aller urbanen Wohnungen und Häuser im Land zusammen, die auf insgesamt 18 Prozent des Bedarfs kamen. Zum Vergleich: In der gesamten EU liegt der Anteil der Rechenzentren am gesamten Stromverbrauch bei gerade einmal drei Prozent.
Momentan benötigen die Wohnungen und Häuser in Irland 28 Prozent der Energie – urbane und ländliche Regionen zusammengerechnet. Unter der Annahme, dass sich dieser Anteil bis zum Jahr 2027 nicht verändert, würde der Energiebedarf der Rechenzentren dann den der Residenzen im Land übersteigen.
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Mögliche Probleme mit der Energieversorgung und der Nachhaltigkeit
Mit dem wachsenden Energieverbrauch steigt die Gefahr von Stromausfällen, welche die gesamte irische Bevölkerung betreffen können. Rechenzentren sind besonders anspruchsvoll und müssen rund um die Uhr laufen. Daher wird oftmals noch Gas als Energiequelle verwendet. Das widerspricht allerdings Irlands Plänen zur Umstellung auf eine klimaneutrale Energieversorgung. Bis zum Jahr 2023 sollen 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien stammen. Bis 2050 soll Klimaneutralität erreicht werden. Dabei wurden im Jahr 2022 noch rund 50 Prozent des Stroms durch Gas erzeugt.
IT-Konzerne in der Pflicht
Daher stehen die Betreiber der Rechenzentren in der Pflicht, zur nachhaltigen Energieversorgung beizutragen. Das kann zum Beispiel durch das Errichten von Windkraft- oder Photovoltaikanlagen vor Ort geschehen. Wichtig sind außerdem lokale Speichermöglichkeiten für Strom.
Die Konzerne scheinen dies erkannt zu haben: Google beispielsweise will bis 2030 rund um die Uhr 100 Prozent CO2-freie Energie nutzen. Amazon hat einen eigenen Windpark errichtet, und auch Microsoft verfolgt ehrgeizige Ziele.
Nur spärliche Informationen zu den Rechenzentren
Die öffentlich verfügbaren Informationen über die Rechenzentren in Irland sind dürftig. So ist zum Beispiel unklar, wie viele Arbeitsplätze dadurch entstanden sind. Was dagegen offensichtlich ist: Die meisten Rechenzentren sind rund um Dublin angesiedelt, was auch an der dort vorhandenen technischen Infrastruktur liegt. Allerdings ist das Stromnetz dort überlastet, so dass aktuell ein De-Facto-Moratorium für das Errichten neuer Rechenzentren in der Region besteht.
Wie kann es in Irland weitergehen?
Wichtig wäre eine übergreifende Strategie für die Weiterentwicklung der Rechenzentren, in der zum Beispiel geeignete Standorte ausgewiesen werden. Das noch dünn besiedelte Westirland wäre attraktiv, wenn zusätzliche Untersee-Datenkabel verlegt werden. Offshore-Windparks könnten die Energie dieser Rechenzentren decken.
Die Abwärme von Rechenzentren kann zur Energieversorgung genutzt werden – zum Beispiel durch Fernwärmenetze. Das wird bereits in einem Vorort südlich von Dublin praktiziert. Hier wird die von einem Amazon-Rechenzentrum erzeugte Wärme zur Versorgung verschiedener Gebäude und Einrichtungen verwendet. Erweiterungen wären aufgrund der dichten Besiedlung in der Region wohl einfach möglich.
Problem betrifft nicht nur Irland
Der wachsende Energiebedarf der Rechenzentren betrifft nicht nur Irland. Auch in anderen Regionen der Erde sorgt die Expansion für Probleme. Hier sind zum Beispiel die USA zu nennen. Der Bundesstaat Virginia verfügt über die höchste Dichte an Rechenzentren weltweit, und es kommen weitere hinzu. Auch hier stellt sich die Frage der Energieversorgung und der Nachhaltigkeit.
Wachstum ohne Ende?
Wie kann eine Lösung dieses Problems aussehen? Während der Ausbau erneuerbarer Energien und das Schaffen zusätzlicher Lösungen zur Stromspeicherung sicherlich unverzichtbar sind, ist zu hinterfragen, ob die ständige Erweiterung der Kapazitäten überhaupt sinnvoll ist. Der Anstieg der Nachfrage nach Rechenleistungen wird sich möglicherweise schon in naher Zukunft abschwächen – zum Beispiel aufgrund wirtschaftlicher Entwicklungen oder einer Übersättigung des Marktes. Um keine Überkapazitäten zu schaffen, müssen solche Entwicklungen eingerechnet werden.
Zu überlegen wären auch gemeinsame Projekte der Unternehmen. Sie könnten sich Kapazitäten teilen und damit eine bessere Auslastung bestehender Ressourcen erreichen, anstatt Silos zu schaffen.
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